Wie ich ja mehrfach bereits erwähnt habe, hatte ich direkt nach meinem Unfall erhebliche Probleme. Es waren andere Menschen, welche mir dabei geholfen haben mich den neuen Herausforderungen zu stellen. Auch wenn meine Tochter der eigentliche Antrieb dahinter ist und war, waren es andere Menschen, die mir bei der Bewältigung meiner Querschnittlähmung geholfen haben. Deswegen möchte ich anderen Leuten helfen.
Dabei waren es nicht einmal bewusste Hilfen in Form einer Tätigkeit, sonder etwas teils unbewusstes. Für mich war das extrem hilfreich, das sie sich für mich Zeit genommen und aktiv zugehört haben. Das auf meine Fragen eingehen und bei der Beantwortung auch etwas eigene Erfahrungen mit einfließen lassen, hat mich schlussendlich vorangebracht. So war es mir möglich, vieles von meinem innerlichen Leid, sowie Fragen die mir auf der Seele lagen nach außen zu tragen und eine objektive Meinung zu erhalten. Die hier gemeinten Personen waren größtenteils selbst betroffen oder vom Fach. Auf andere Meinung lege ich wenig Wert, da sie dann meistens doch keine Ahnung haben.
Helfen ist schön
Während der letzten zwölf Jahre habe ich leider so einige Krankenhausaufenthalte hinter mich gebracht und dabei etliche frische und ältere Querschnitte kennenlernen dürfen. Oftmals konnte ich den Neulingen etwas auf ihren Weg mitgeben und sogar zeigen, wie ich mit meiner Situation oder Problemen umgehe. Meine sozialen Kanäle sind dafür ja schließlich da. Bei diesen ganzen Gesprächen lerne ich zum Teil sogar noch etwas über mich selbst oder neues im Umgang mit Problemen. Auch wenn die Umstände nicht die besten sind, macht es mir dennoch viel Spaß mich mit den Leuten dort zu unterhalten und man hat später auch das eine oder andere zu erzählen.
Da war z.B. ein Teddy vor einigen Jahren, welcher sich auf seiner ersten Reha befand und mit mir auf einem vier Bettzimmer lag. In solchen Momenten kann man sich echt gut unterhalten und da erzählte er mir mal, dass seine Frau ihn bei der Pflege unterstützen kann. Weshalb er sich kein Kopf machen brauch, wie es zu Hause mit der Versorgung klappt. Als ich dieses gehört habe, ist mir etwas der Hut hochgegangen, da ich mittlerweile zwei Beziehungen geführt habe und weiß, wie belastend es für eine Beziehung sein kann, wenn der Partner gelähmt ist.
Da ist es völlig egal, ob er mit seiner Restfunktion fast komplett selbstständig werden kann oder nicht. Somit konnte ich nicht anders und habe ich ihn mir mal in einem passenden Moment zur Seite genommen. In unserem Vieraugengespräch habe ich ihm darauf hingewiesen, dass der Partner nicht die private Pflege ist. Dabei habe ich auch klar gesagt, wenn er die Ehe nicht riskieren will, sollte er diesbezüglich sich das sehr gut überlegen. Vor allen Dingen sollte er unbedingt mit seiner Frau reden und nicht einfach planen. Danach war ich zwar eine kurze Zeit lang unten durch, dennoch ist er mir damals und noch heute dafür dankbar, was ihm dieses Gespräch und auch die Zeit mir gebracht hat. Dieses hatte er mir gerade vor kurzem persönlich am Telefon erzählt. Es ist jetzt nur eines von mehreren Beispielen, wo mir so etwas rückgemeldet wurde. Dass macht mich echt glücklich, weil ich trotz meiner Situation jemanden anders helfen konnte.
Etwas geben kann glücklich machen
Dabei ist mir wirklich nicht wichtig, dass ich dafür irgendwas bekomme. Trotzdem bin ich gerne bereit, da etwas zu investieren, selbst wenn es nur meine Zeit ist. So fahre ich mal mit Leuten weg, treffe mich mit ihnen oder lade sie auch mal zu mir zum Grillen ein. Es macht mich einfach glücklich, wenn ich andere Leute etwas unterstützen kann und viele schöne Momente mit ihnen erlebe.
Natürlich ist es nicht möglich jeden zu helfen. Da Einige einfach gar keine Hilfe oder es wahrhaben wollen, dass sie welche gebrauchen können. Das ist nun einmal ihr gutes Recht und es lässt sich nicht ändern. Leicht fiel es mir anfänglich dennoch nicht den Leuten etwas zu geben, weil dies einige Menschen in meinem Leben früher ausgenutzt und mich hintergangen haben. So etwas hatte ich in meinem vorherigen Leben zu Genüge. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man anderen Menschen helfen sollte, wenn ich gefragt werde oder mir was gravierendes auffällt.
Aus dem Grund allen helfen zu wollen, war ich zeitweise am überlegen, ob ich nicht eventuell eine Coaching Ausbildung machen sollte. Meine Überlegung war, dass ich damit ggf. so vielleicht schwierige Leute erreichen kann. Viel hätte mir die Ausbildung zum Coach auf jeden Fall nicht gebracht, wie mir mittlerweile bewusst ist. Da ich damit allein nicht an frische Betroffene gekommen wäre, um die es mir damit hauptsächlich ging.
Die passende Gelegenheit, zur passenden Zeit
Dieses wiederum hat sich dann wie vom Schicksal gewollt erledigt, wie vieles in meinem neuen Leben. Bei einem Krankenhausaufenthalt hörte ich, dass die FGQ Menschen mit einer länger bestehenden Querschnittlähmung sucht, um frisch betroffenen Personen beim Übergang von der Klinik in den Alltag zu helfen. Für mich war dieses die perfekte Möglichkeit, um das zu tun, was mich glücklich macht. Es kam wie so häufig, genau zum richtigen Zeitpunkt. Somit musste ich nur noch die Gelegenheit beim Schopfe packen und mich bei der FGQ melden.
Dort bekomme ich nun für alle relevanten Bereiche, einer Peer-Tätigkeit, sogar spezielle Fortbildungen. Somit hat eine Coaching Ausbildung, für mich keine Rolle mehr gespielt. Darum werde ich mich doch lieber zu einem Fernstudium für Filmproduktion anmelden. Das hatte ich ja bereits vor zwei Jahren vor, bevor ich gesundheitliche Probleme bekam, weshalb ich meine Arbeitszeit reduzieren musste. Schluss endlich hat mir das Geld gefehlt und darum habe ich das Fernstudium auf Eis gelegt. Schließlich möchte ich mich ja auch mit meinen Videos verbessern. Damit ich noch mehr Menschen erreiche und ihnen etwas mitgeben, weshalb das ein logischer Schritt für mich ist.
Glückliches Fazit
Meiner Meinung nach, ist den Menschen etwas geben, besser als sich etwas zu nehmen. Wer freiwillig etwas gibt, ohne dafür etwas zu verlangen, wird schlussendlich glücklicher sein. Darum mache ich mir mittlerweile keine Gedanken mehr darüber, ob ich Hilfe von anderen annehmen kann oder nicht. Schließlich zahle ich etwas auf mein Karmakonto ein und das Schicksal dankt es mir bisher. Obwohl es das ein oder andere Mal sehr hart für mich war, würde ich mich doch als Glückspilz bezeichnen. Wenn‘s drauf ankam, war das Glück stets zu Stelle und hat mir den Arsch gerettet. Hier findet Ihr ein paar Beispiele. Klick
Selbstverständlich dankt mir das Schicksal nicht persönlich. Dennoch zeigt es mir in den richtigen Momenten, neue Möglichkeiten auf und schreit förmlich: greif schon zu. Das ist der ganze Grund, weshalb ich das mache und so verdammt glücklich damit bin. So wie ich mein Leben führe, lebe ich ganz gut und das ist Alles, was man sich wünschen kann. Wenn sich dies einmal ändern sollte, höre ich einfach auf mein Bauchgefühl und mache das, was es mir sagt. Damit ich schnellstmöglich wieder zurück ins glückliche Leben komme.
Wie sieht es denn bei euch aus, was macht euch glücklich?