Als frischer Querschnitt ist das Leben nicht leicht. Dabei ist es völlig unerheblich in wie weit man eingeschränkt ist, es ist für jeden zumindest anfänglich ein großer Schock. Das Leben welches man kannte, ist in der ursprünglichen Form vorbei und da gehen einen teilweise echt krasse Gedanken, durch den Kopf. Meiner Erfahrungen nach, ist die Lähmung für die Paras etwas einfacher zu verarbeiten, wie für Tetras. Das liegt wohl daran, dass mit einer vollständigen Funktion des Oberkörpers natürlich viel mehr Perspektiven da sind. Mit etwas Training, können die Fitten sich grundsätzlich selber versorgen, auch wenn das jetzt aufwendiger ist als früher.
Der Ist Zustand
Bei uns Tetras sieht das natürlich dann wieder anders aus. Neben den Problemen der Paras, sind zusätzlich die motorischen Fähigkeiten der Hände nicht mehr vorhanden. Außerdem fehlen die Muskeln, in den Armen sowie der Halt, im Oberkörper extrem. Gerade am Anfang, wenn man noch keine Erfahrungen gesammelt oder ausreichend Informationen erhalten hat, weiß man nicht wie es funktionieren soll. Da liegt nun eine Person, die nicht mehr wirklich viel selbständig machen kann, im schlimmsten Fall sogar gar nichts mehr. Ich hab mir in dieser Zeit sehr viele Gedanken, über die Vergangenheit gemacht und das hat mich echt runtergezogen! Immer wieder die selbe Frage „warum ich?“ Für mich, als jemand, der sein Unfall selbst verursacht hat, ist diese Geschichte durchaus einfacher zu verarbeiten. Als für Jemanden, der für die Situation gar nichts kann und unverschuldet querschnittgelähmt ist. Das sind schreckliche Zeiten und nicht wenige sind anfänglich mit der Situation etwas überfordert. Auf die Dauer gesehen, kommen einige mit der Situation nicht so gut zurecht.
Meine persönliche Lösung
Am Anfang meiner Reha haben mir die Gespräche mit alt eingesessenen Querschnitten echt viel gebracht und auch Mut gemacht, genau wie die sehr netten Momente, mit dem weiblichen Personal. Ich hab mir eines Abends, beim in der Vergangenheit schwelgen gedacht, es reicht! Ich werde auf diese Frage „warum ich„ und „wieso warst du so blöd“ nie die richtigen Antworten finden. Es sind mir viel zu viele Nächte gewesen, an denen ich über die Vergangenheit nachgedacht habe und teilweise sogar leise weinte.
Deshalb fasste ich den Entschluss, dass ich die Vergangenheit ruhen lasse und mich auf die Zukunft konzentriere. Ich kann sowieso nichts an der Situation ändern und muss damit jetzt klarkommen. Nur wie sollte ich das in der Zukunft schaffen und vor allem, was will ich überhaupt erreichen? Ich hab mir dann echt einige Tage Zeit genommen und überlegt, was einigermaßen realistisch ist. Was möchte ich noch erleben oder erreichen und vor allem, mit was für Schritten ich dieses erreichen kann. Das war echt nicht leicht sich da etwas zu überlegen und auch Ziele/Träume zu entwickeln.
Doch als ich dies gemacht habe, war meine Stimmung automatisch schon etwas besser. Da war wieder der Optimist und Träumer, der ich schon immer war! Das war eventuell hilfreich mit meiner Jugend, bei der Überwindung dieser Situation! Was da so los war, könnt ihr hier lesen. Klick
Die Auswirkungen
Sichtlich besser gelaunt und optimistisch, habe ich natürlich anderen Leuten von meinen großen Plänen erzählt und musste mit Bedauern feststellen, dass dieses nicht von Jedem ernst genommen wurde. Zum einen vom Personal, sowie natürlich andere Menschen im Rollstuhl und meiner Reha-Clique. Jetzt mit der Zeit kann ich sagen, dass ich das etwas skeptische Verhalten, der Leute verstehen kann. Ich bin nun schon nicht unerheblich eingeschränkt und habe die großen Träume gehabt. Viele Querschnittgelähmte erreichen ihre Träume leider nicht, wie ich mittlerweile selber festgestellt habe. Das war damals dem Personal und älteren Querschnitten schon bewusst, weshalb sie so zurückhaltend auf meine Pläne reagiert haben.
Es war für mich die beste Entscheidung, die Vergangenheit ruhen zu lassen und sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren. Nur wenn man die Vergangenheit ruhen lässt und sich nicht dauernd negative Gedanken einredet, kommt man gut durchs Leben. Sobald man wieder Ziele/Träume vor Augen hat, weiß man wohin das Leben gehen soll und kann sich damit auseinandersetzen, anstelle dauernd zu grübeln. Denn seien wir doch mal ehrlich, wenn jemand dauernd grübelt und schlechte Laune verbreitet, dann geht das ziemlich auf sein Karma. Die Person darf sich dann nicht wundern, wenn er irgendwann einmal alleine da steht. Oder wie seht ihr das?
Selbstverständlich brauch jeder unterschiedlich lange um seine Diagnose verarbeiten zu können und es ist auch vollkommen legitim. So eine Diagnose ist nicht ganz leicht und damit muss man erst einmal klarkommen. Nur sollte man irgendwann mal einen Schlussstrich setzen und nach vorne schauen. Die Vergangenheit lässt sich nun mal nicht ändern und damit muss man irgendwann klarkommen. Meiner eigenen Erfahrung nach, können Träume und Ziele dabei helfen, so ein Trauma schneller zu verarbeiten. Über die Kraft meiner Träume und welche ich für mein zukünftiges Leben habe, habe ich übrigens hier etwas geschrieben. Klick
Mein Fazit
Natürlich habe mich nicht vom Plan abhalten lassen und nehme jede Hürde die sich ergibt. Das mache ich bis heute so und werde ich nie mehr anders machen. Natürlich wusste ich damals nicht, worauf ich mich genau einlasse, als ich diesen Entschluss gefasst und die Vergangenheit ruhen lassen habe. Trotzdem habe ich es gemacht und die Kraft gehabt, die neuen Herausforderungen zu bewältigen. Darum kann ich nur empfehlen Träume zu haben und sich Ziele zu setzen.
Es ist dabei völlig unerheblich was es für Träume oder Ziele sind. Wichtig ist nur, dass die Sachen einen ausfüllen und glücklich machen können. Den schlussendlich können wir uns nur selber glücklich machen und dieser Tatsache sollte man sich bewusst werden.
Jetzt geht bitte etwas in Euch und lasts die Worte auf Euch wirken.
Wie sieht denn eure Meinung zu der Thematik Vergangenheit und Bewältigung aus? Schreibt es mir doch gerne in die Kommentare.