Ich bin häufiger nach meinem medizinischen Cannabis für Spastiken gefragt worden und wie ich darangekommen bin. Da ich persönlich es ein wichtiges Thema finde, werde ich euch jetzt mal eine kleine Geschichte dazu schreiben. Danach könnt ihr schauen, ob es euch beim Beantragen von Cannabis auf Rezept hilft oder nicht.
Schon in meinem früheren Leben, habe ich viel zu viel mit Drogen am Hut gehabt. Deshalb ist Cannabis für mich nichts Unbekanntes gewesen. Nachdem ich auf meiner erst Reha mir anfänglich fest vorgenommen habe, von solchen Sachen zukünftig die Finger zu lassen, hat sich mein Körper das wohl irgendwie anders gedacht. Bereits in den ersten Wochen der Querschnittlähmung haben sich bei mir die ersten Spastiken entwickelt. Im Laufe der Zeit sind sie heftiger geworden. Darum bin ich bereits nach ca. drei Monaten, am Maximum der Medikamente angelangt, ohne dass diese eine ausreichende Wirkung auf die Spastik hatte. Im Bett war ich gerne am Wandern oder habe mal nach der Pflege getreten. Die Pflege, hat grundsätzlich einen riesen Respekt vor meinen Beinen. Die Ärzte konnten nichts machen, als mir die Medikamente auf maximal Dosis zu geben. Eine Medikamentenpumpe ist für mich damals keine Option gewesen.
Für die Spastiken gibt einige körperliche Faktoren, wie z.B. Wunde, Schmerzen, Verdauungsprobleme, Kälte oder Wärme. Selbst durch die Psyche können diese Spastiken getriggert werden, weshalb mir Meditation und progressive Muskelentspannung nahegelegt wurden. Die progressive Muskelentspannung war jetzt nicht so meins, da ich das damals einfach nicht hinbekommen habe und es blöd fand. Man soll sich auf einzelne Körperteile konzentrieren, die ich nicht spüren kann. Das klingt so blöde, wie es sich angefühlt hat bei meinen paar Versuchen. Meditieren habe ich damals nicht hinbekommen, was daran, dass ich etwas für mich verarbeiten musste. Mittlerweile meditiere ich häufiger und das klappt sogar besser mit dem entspannen, obwohl es mir leider nicht merklich bei der Spastik hilft.
Kiff mal, dass hilft!
Von vielen Therapeuten, Pflegern und anderen Betroffenen wurde mir damals nahegelegt, dass ich es bei meinen Spastiken mal mit Cannabis probieren sollte. Als ich dieses zum ersten Mal hörte, dachte ich, ich höre verkehrt. Cannabis ist schließlich eine Droge und eigentlich total verpönt in der Gesellschaft. Wie geil ist das denn, endlich legal kiffen? Das klingt ja Alles zu schön, um wahr zu sein. Natürlich habe ich mich irgendwie gefreut, denn ich habe schon vorher Drogen konsumiert. Trotzdem, jemand der damit Probleme hatte, sollte eigentlich die Finger davonlassen. Da ich ein Hamburger Jung bin und meine Connection hatte, war es ein leichtes mir etwas ins Krankenhaus bringen zu lassen. Der erste Joint nach langer Abstinenz war echt Hardcore. Schlagartig war mein Kreislauf erst einmal im Keller. Was man bei Kreislaufproblemen machen kann, das habe ich hier beschrieben. Klick
Dennoch war der Körper daraufhin weich wie Butter und ich konnte mich endlich mal anständig bewegen, ohne dass der Körper gleich darauf mit zucken reagiert. Da es nicht besser wurde und sich gefährlich nahe am Zusammenbrechen befand, war dort der Tag für mich gelaufen. Gerade noch so bin ich auf der Station angekommen. Zum Glück war meine Lieblingsbesetzung gleich ansprechbar und hat mich auf dem schnellsten Wege ins Bett gelegt. Das war danach ein echt angenehmer Abend und eine sowas von entspannte Nacht.
Somit hatte ich nun mal wieder Kontakt zu Cannabis, obwohl es diesmal einen medizinischen Hintergrund hat. Ob das gut war oder nicht, das liegt im Auge des Betrachters.
Während meiner restlichen Reha habe ich es dann teilweise echt übertrieben mit dem kiffen. Dieses hatte für mich damals einen medizinischen Nutzen. Mir hat es persönlich auf alle Fälle geholfen, erst einmal mit der Situation klarzukommen und den Körper ruhiger zu stellen.
Aus heutiger Sicht, stehe ich ein kleines bisschen anders zu dem Thema Cannabis und kann diese Form von Therapie nicht mit komplett ruhigen Gewissen empfehlen. So wie es mir erging, ergeht es einigen anderen auch oder noch viel schlimmer. Viel zu sehr habe ich damals mein Fokus auf das Kiffen gelegt, anstelle auf die Reha, weshalb ich nicht mehr ganz so verbissen auf die Therapien war. Für jemanden am Anfang seines neuen Lebens ist es definitiv das falsche Mittel und hat mich garantiert um gefühlt einige Jahre mittlerweile zurückgeworfen. Nach meiner Reha ist dieser sinnlose übermäßige Dauerkonsum zum Glück wieder abgeebbt und hat sich auf einen gelegentlichen Konsum beschränkt. Das war auf alle Fälle ganz gut so. Jetzt musste ich mich meinen Gefühlen stellen, um meine Situation richtig zu verarbeiten. Ich sag euch, das war kein schönes Feeling, aber verdammt noch mal notwendig gewesen.
Während der ganzen Jahre habe ich mit teilweise extremsten Spastiken zu tun gehabt, weshalb ich zeitweise mehr gekifft habe. Irgendwie brauchte ich das, um diese Spastiken oder vielleicht auch das Leben auszuhalten und natürlich den Körper etwas zu beruhigen. Wenn einer wissen möchte, was ich mit meinen Spastiken schon erlebt habe, der kann sich ein YouTube Video von mir zu diesem Thema anschauen.
Gerade morgens kann man ganz genau bei mir sehen, wie sich das Kiffen auf die Spastik auswirkt. Die Beine sind dann ganz besonders aufgeladen und treten gerne um sich. Nach ein bis zwei Köpfen, ist der Körper so gut wie ruhig. Natürlich habe ich dann noch einen ordentlichen Muskel Turnus, sollte man die Beine bewegen. Trotzdem ist dieses schlagartige auf jeden Reiz reagierende treten, dann teilweise komplett abgeschaltet und ein ruhiges liegen oder berührt werden wieder möglich.
Je mehr das Cannabis morgens auf meinen Kreislauf drückt, umso entspannter ist der Körper. Ich finde das total Paradox. Dennoch ist es logisch, dass der Körper bei Kreislaufproblemen die Muskeln abschaltet, um die letzte Kraft für lebenswichtige Sachen zu reservieren.
Meine Probleme damit
Da sind wir dann aber schon bei meinem eigentlichen Problem. Sobald ich morgens Cannabis konsumiere, damit der Körper sich entspannt, ist der Tag nur leider so gut wie gelaufen. Alles was ich mir für den Tag vorgenommen habe gerät ins Wanken. Danach bin ich sowas von träge teilweise, dass ich für manche Sachen ewig brauche. Ein kleiner Teil von mir, hat kein Problem damit den ganzen Tag zu Kiffen und wäre damit glücklich. Der große andere Teil, möchte nur was erreichen, was mir mit Cannabis schwerfällt. Mit ein Grund, weshalb das ganze Projekt Blog so lange gedauert hat. Konzentration und Kreativität liegt dann bei mir auf jeden Fall nicht beim Schreiben. Sollte ich trotzdem was schreiben, dann darf ich das ewig wieder korrigieren, da ich so einige Fehler einschleichen in der Grammatik.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich dann auch vermehrt negative Gedanken bekomme. Das kann eine Nebenwirkung vom Cannabis sein. So empfinde ich das auf jeden Fall. Aus diesem Grund, habe ich es lange aufgeschoben eine Kostenübernahme der Krankenkasse zu bekommen. Zu groß ist in mir die Angst, dass ich dann meinen Konsum nicht mehr kontrollieren kann und deshalb nichts mehr auf die Reihe bekomme. Somit musste ich mein Cannabis auf illegale Weise teuer kaufen, aber habe meinen Konsum über einen Umweg unter Kontrolle gehabt. Mein Geld ist mir zu schade, um das in Drogen zu investieren.
Des Weiteren möchte ich keine sinnlosen Unterhaltungen über Cannabis mit einigen Menschen. Wenn man Cannabis konsumiert hat, dann ist diese Person z.B. nicht mehr Herr seiner Sinne und kann verantwortungsvoll für sich oder andere handeln. Dies ist das beste Beispiel, für eine vorschnelle Verurteilung. Dazu kann ich nur sagen, das ist so ein ungebildeter Quatsch! Die Menschen haben keine Ahnung, wie es in dem Leben oder der Person aussieht.
Mein Weg zum Rezept
Bei einem Krankenhausaufenthalt 2017 habe ich das THC Spray (Sativex) getestet und es schien etwas zu wirken. In diesem Jahr wurde die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen, dass Krankenkassen Medikamente auf Cannabis Basis übernehmen dürfen. Darum habe ich einfach mal ein Antrag auf die Kostenübernahme von Sativex gestellt. Den Antrag habe ich einfach selbst geschrieben und geschildert, warum ich eine Kostenübernahme haben möchte. Das bedeutet, ich bin auf meine bisherige Medikation, Therapien (inkl. ITB Pumpe) und die aktuelle Situation eingegangen. Das Ganze habe ich dann in einem Briefumschlag gesteckt und zur Krankenkasse geschickt.
Nach einer ca. 14 tägige Bearbeitungsdauer, habe ich die Bewilligung erhalten. Völlig ohne Probleme ging mein Antrag durch, was mich echt erstaunte. Man hat zu diesem Zeitpunkt viel gehört, dass die Anträge reihenweise abgelehnt werden. Das Spray habe ich mir lediglich zweimal aus der Apotheke geholt, bevor ich es dann aufgegeben habe. Es hat einfach nicht gewirkt, selbst bei einer überdosierung.
Zu diesem Zeitpunkt, war ich noch der Meinung, dass mir Cannabis Blüten nicht guttun. Deshalb habe ich halt keine Kostenübernahme beantragt gehabt. Zu groß ist in mir die Angst gewesen, dass ich dann meinen Konsum eventuell nicht mehr unter Kontrolle habe. Bis Anfang 2020 habe ich mit dem Antrag gewartet. Obwohl ich weiterhin nebenbei Cannabis konsumiert habe. Nur wurde dies mit der Zeit mehr und ich habe es irgendwann nicht mehr eingesehen, dass ich dafür Geld ausgebe. Schlussendlich ist die Qualität und der Wirkstoffgehalt nicht zu kontrollieren oder steuern. Keiner weiß was da alles so rein gemischt wird.
Jetzt Mitte 2020 bin ich zum Glück nicht, wie befürchtet abgerutscht. , glücklich bin ich mit der Spastik aber auch nicht. Mir wurde meine Medikamentenpumpe zwischenzeitlich rausgenommen. Die Pumpe hatte sich Ostern entzündet und musste deshalb rausgenommen werden. Mittlerweile ist meine Spastik so stark und lässt sich nur mit komamäßigen Kiffen kontrollieren. Da dies keine Option für mich ist, werde ich mir im August die dritte Medikamentenpumpe implantieren lassen.
Die Rekordverdächtige Bearbeitung
Meinen neuen formlosen Antrag, steckte ich an einem Samstag in den Briefkasten. Am darauffolgenden Donnerstag, habe ich bereits die unbefristete Kostenübernahme erhalten. Vielen herzlichen Dank dafür an meine Krankenkasse Barmer. Ich habe überhaupt kein Stress mit meiner Krankenkasse gehabt, auch wenn sie an anderer Stelle mir Ärger machen.
Was kann ich für eine erfolgreiche Bewilligung empfehlen?
Die Frage höre ziemlich häufig. Da kann ich jeden nur empfehlen, dass er auch für andere Therapiemöglichkeiten offen sein sollte. So etwas zieht nun mal als Argument und wird vielfach von Krankenkassen gefordert, wie aus den Schreiben von einigen Leuten hervorging. Die Formulierungen sind auch sehr wichtig, da sollte man drauf achten. Schreiben frei nach dem Motto: Gib mal Drogen, werden wohl nicht klappen. Ob eine Cannabis Therapie sinnvoll ist oder nicht, das will ich nicht beurteilen. Da verweise ich auf eure Ärzte und euch selbst. Jeder muss das für sich selbst entscheiden.
Was bringt mich auf die Palme?
Da ich gerade bei diesem Thema bin, muss ich noch was weiteres loswerden. Natürlich werde ich jetzt hier niemanden in die Pfanne hauen, dennoch kann ich das einfach nicht unerwähnt lassen. Vielfach habe ich leider mitbekommen, dass die Freigabe von Cannabis als Medizin gerne ausgenutzt wird. Einige wollen nur gratis kiffen, obwohl es keinen medizinischen Grund gibt.
Wie ich leider mitbekommen habe, sind einige Leute dafür bereit zusätzlich Tabletten zu nehmen. Nur damit sie die Indikation haben, dass eine Kostenübernahme für Sie überhaupt infrage kommt. Obwohl sie die gar nicht benötigen. Das schadet dem ganzen Körper nur und hat sich dann leider auch bei jemanden bewahrheiten. Das Ganze ist kein Spaß mit den Tabletten. Darum warne ich eindringlich davor unnötige Tabletten zu nehmen! So etwas ist nicht gut sein und ist definitiv der falsche Weg!
Gerade Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder in einer depressiven Phase sollten hier vorsichtig sein. Das Kopf abschalten, wird die bestehenden Probleme einfach nicht lösen.
Doch einige wenige wiederum wollen damit sogar etwas Geld machen. Wenn ich sowas höre, da geht mir echt der Hut! Vielfach ist Cannabis als Medikament zu gebrauchen und soll so genutzt werden. Es ist schön, dass Cannabis mittlerweile als Therapiemethode anerkannt wurde. Umso trauriger ist es, wenn einige wenige Leute das ausnutzen möchten!
Bekommt jemand von euch Cannabisprodukte auf Rezept oder hat eine andere Meinung dazu? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!
Hallo Sascha, ich bin vor zwei Jahren an der Bandscheibe Brustwirbel Th 7 Operiert worden.
Seit dem bin ich Querschnittsgelähmt . Ich war dann sieben Monate in der BG Duisburg und
wurde dort sozusagen Alltagstauglich gemacht.Ich habe nach Ärzten gesucht die passive Sterbehilfe
unterstützen . Nicht zu finden . Meine Frau ist dagegen sehr positiv und möchte noch viel mit mir unternehmen .
Ich habe schon einige Videos von dir gesehen, auch das von Goslar .Nun zu meiner Frage : Ich entleere meinen
Darm immer noch Manuel selber und habe Angst das auf Reisen ein Maleur passiert.Da meine Spastiken immer
mehr zunehmen denke ich über eine Pumpe nach . Habe nach etlichen Blasen Endzündungen ein Bauchdecken katheter machen lassen.Jetzt kommt es, hast Du einen AP um deinen Darm zu entleeren und wenn ja,geht alles drei
zu machen, also AP,Pumpe und Bauchdecken Katheter ? Würde mich da sicherer auf Reisen fühlen.
Gerne deine Erfahrungen damit.
Danke
Wolfgang
Moin Wolfgang,
Deine Gedankengänge kann ich mehr als nachvollziehen. Auch ich mach mir manchmal Gedanken um die Kontinenz. Je Nachdem wo dein AP hinkommen würde, gibt es selbstverständlich die Möglichkeit, alles drei auf einmal zu haben. Das genaue Vorgehen und weitere Informationen solltest du dir unbedingt von den Ärzten holen. Zu dem Thema kann ich dir lediglich noch mitgeben, dass ich ebenfalls überlege und weitere kenne, die dieses in Betracht ziehen. Es gibt übrigens auch ein Stoma für Urin, vielleicht lässt sich das sogar verbinden. Da hab ich aber keine verlässlichen Informationen und würde mich freuen, wenn du mich auf dem Laufenden hältst.
Viele Grüße aus Hamburg
Sascha
DU hast also kein künstlichen Darmausgang und gehst so auch auf Reisen.
In Deutschland ist es mittlerweile so, dass sich JEDER, der eine Diagnose vorweisen kann, was kein Problem darstellt, Cannabis privat verschreiben lassen kann. Logisch, dass da Trittbrettfahrer bei sind. So gesehen eine de facto Legalisierung anstatt der versprochenen Legalisierung!
Naja, jeder kann sich verschreiben lassen, sofern der Arzt das mitmacht. Dieses ist auch nicht unbedingt gangundgäbe und schlussendlich bedeutet das noch lange nicht, dass die Krankenkasse das auch übernimmt. Also unterm Strich nicht ganz so leicht das zu bekommen.