Die Auswirkungen einer Querschnittslähmung richten sich danach, wo in der Wirbelsäule die Probleme aufgetaucht sind. Je höher Probleme in der Wirbelsäule bestehen, desto mehr Funktionen büßt der Betroffene ein. Bei einer Querschnittslähmung unterscheidet man zwischen den beiden Typen Paraplegie (Para) und der Tetraplegie (Tetra).
Die Tetraplegie ist dabei die hohe Form einer Querschnittlähmung und sagt aus, dass der Betroffene an allen vier Extremitäten eingeschränkt ist und ggf. weitere wichtige Körperfunktionen betroffen sind. Inwieweit die Körperfunktionen bei Menschen mit einer Querschnittlähmung eingeschränkt sind, liegt an der genauen Lähmungshöhe und der Tatsache, ob jemand komplett oder inkomplett gelähmt ist.
Ganz egal ob Tetra oder Para, jeder Mensch mit einer Querschnittlähmung hat Probleme mit Sensibilitätsverlust im von der Lähmung betroffenen Bereich. Zusätzlich treten bei einer Querschnittslähmung noch Störungen der Darm-, Blasen-und Sexualfunktion auf.
Menschen mit einer Lähmungshöhe von C6 bis C8, können in der Regel ihre Arme richtig beugen, auch wenn es vorkommen kann, dass die Finger nur eingeschränkt bis gar nicht funktionieren. Bei jemanden mit meiner Lähmungshöhe von C5 sieht das ganze etwas anders aus, da hier größtenteils der Trizeps nicht funktioniert und der Betroffene somit den Arm nicht mehr eigenständig strecken kann. Eine Fingerfunktion ist gar nicht mehr vorhanden.
Ab C4 schränkt z.B. durch Lähmung des Zwerchfells, die Atmung ihren Dienst ein, weshalb die Betroffenen durch ein Beatmungsgerät mit Sauerstoff teilweise bis komplett versorgt werden müssen. Sollte jemand einen noch höheren Querschnitt haben, dann kann sogar das sprechen oder auch schlucken wegfallen, weshalb dann eine künstliche Ernährung zum Einsatz kommt. In diesem Fall ist eine Umfeldsteuerung notwendig, um mit der Außenwelt zu kommunizieren. Wenn Ihr mehr rund um das Thema Querschnittlähmung lesen möchtet, findet ihr hier ganz viele gute und fachliche Artikel: Klick
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass Tetraplegie eine heftige Diagnose und gerade am Anfang ein harter Schlag ist. Während Leute im unteren Bereich um C7 durchaus irgendwann komplett selbstständig werden können, benötigen Menschen mit einer höheren Lähmung dauerhaft Hilfe bei der Pflege oder auch um im Alltag zurechtzukommen. Erfahrungsgemäß fällt es dem einen oder anderen leichter mit dieser neuen Situation klarzukommen als anderen. Dieses wird durch viele Faktoren beeinflusst, wie z.B. der Charakter, bisherige Lebenserfahrungen, Freunde oder Familie, finanzielle Sicherheit, eine rollstuhlgerechte Wohnung oder die Möglichkeit sie wenigstens umbauen zu können.
Es ist kein schönes Gefühl, wenn man nicht weiß, wo es für einen hingeht, wenn seine Wohnung für nichts geeignet ist. Die Option Altenheim ist keine schöne Aussicht und kann echt belastend sein, ich schreibe da aus eigener Erfahrung. Auch wenn ich zu der Entlassung aus der Reha eine Wohnung hatte, hat es mich 2019 doch erwischt und ich bin für etwas über vier Wochen zur Kurzzeitpflege im Pflegeheim gelandet. Artikel darüber folgt.
Leider habe ich schon mitbekommen, dass Menschen mit einer frischen Querschnittlähmung am Ende ihrer Reha in ein Pflegeheim rollen mussten. Das lag teilweise daran, dass sie zu Hause einfach nicht mit dem Rollstuhl rein- oder zurechtgekommen wären. Während der Zeit im Krankenhaus haben sie dann einfach keine rollstuhlgerechte Wohnung gefunden, weshalb es dann zumindest übergangsweise ins Pflegeheim ging. Glücklicherweise kommt man dort aber auch wieder raus, wenn man möchte. Dennoch bleibt es sehr belastend für eine Person und ein teilweise langer Weg, dort wieder raus zukommen.
Doch trotz alledem ist Tetraplegie nicht das Schlimmste auf der Welt und das sage ich aus voller Überzeugung. Anfänglich hatte ich keine Perspektive und keinen blassen Schimmer, wie jeder andere auch. Man kann sagen, dass die neue Situation mir ordentlich Angst gemacht hat, weil ich halt noch keine Ahnung hatte. Mittlerweile habe ich meine Erfahrungen gemacht und kann das objektiv beurteilen. So viele Sachen sind noch möglich und selbst beruflich lässt sich noch einiges erreichen, sofern man es möchte. Das beste Beispiel ist Samuel Koch, dieser ist mittlerweile mit einer wundervollen Frau verheiratet und nicht nur Schauspieler vom Beruf. Das liegt nicht daran, dass sein Unfall vor laufender Kamera passierte, wie manche gerne behaupten. Er wollte es und hat was dafür getan, das war sein Geheim Rezept. Ansonsten weiß ich noch von Fotografen, Autoren, Speaker, Coachs, Musikern, Designern, Kaufleuten usw.
Selbst im Bereich des Hobbys und Sport gibt es eine Menge, was man Tetras so machen, wie z.B. Tischtennis, E-Rollstuhl Hockey, Handbike fahren, Bogenschießen, mit Waffe schießen, Angeln (obwohl auswerfen, zumindest bei mir, nicht unbedingt drin ist). Ich kann das Alles gar nicht auflisten, was für Hobbys manche Tetras haben, möchte es euch bald aber zeigen. Selbst wenn jemand unbedingt Kinder bekommen wollte, kann derjenige aufatmen, da auch dieses noch möglich ist. Auch wenn man sich gar nicht mehr bewegen kann, ist es möglich an Sachen teilzunehmen. Kino, Konzerte, Musicals, Theater, Reisen und ganz wichtig Familie und Freunde treffen. Viele Möglichkeiten, für viele schöne Erinnerungen. Auch wenn es schwer ist, man darf sich nur nicht aufgeben. Mit der Zeit wird es einfacher damit zu leben und es ergeben sich viele neue Möglichkeiten für ein schönes neues Leben.
Durch die verschiedensten Hilfsmittel, auf die ich in der Kategorie Hilfsmittel eingehe, ist es möglich viele Sachen selbstständig zu erledigen, zu steuern oder zurecht zu kommen.
Auf diesem Wege, möchte ich nicht nur allen frisch betroffenen Menschen ein paar Tipps mit auf den Weg geben:
- Stränge dich während deiner Reha an, weil in der Zeit kommt am meisten wieder und die ganzen Möglichkeiten geballt an einem Ort, wirst du so kein zweites Mal haben.
- Ausprobieren, ausprobieren und noch mal ausprobieren. Probieren geht nun mal über studieren und mit Querschnittlähmung ist alles neu, weshalb ausprobieren wichtig ist.
- Tausch dich mit anderen Betroffenen so oft es geht aus und frag aktiv, wie sie mit gewissen Situationen oder Problemen umgehen.
- Mache dich mit deiner Lähmung richtig vertraut, weil du wissen musst, was gut und schlecht für dich ist. Je besser Du dich kennst, desto besser und rascher wird man dir im Notfall helfen können. Eine gute Möglichkeit sich schlau zu machen ist z.B. Der-Querschnitt.de, deine Ärzte, Therapeuten oder andere Betroffene.
- Achte auf deine Haut. Alles Bereiche die einmal defekt waren, werden niemals mehr so belastbar wie vorher und dann fangen die echten Probleme an. Es gibt fast nichts schlimmeres, als lange im Bett liegen oder wegen sowas den Rest des Lebens dann häufiger entlasten zu müssen.
- Spreche über deine Empfindungen, weil nur so dein Umfeld dich ansatzweise verstehen kann. Außerdem ist es befreiend, wenn man über belastende Sachen spricht
- Auch wenn es vielleicht verpönt ist, ein Gespräch mit dem Psychologen kann wirklich nicht schaden und bei der Bewältigung helfen.
- Nehme die Hilfe der Mitmenschen dankend an, wenn du sie benötigst. Übertreibe es nicht, da du schließlich möglichst selbstständig werden solltest.
- Sollte es Probleme geben, lass dir von den unterschiedlichen Beratungsstellen helfen. Eine gute Möglichkeit wären z.B. die FGQ mit ihren ehrenamtlichen Peers, welche selbst Menschen mit einer Querschnittlähmung sind. Du kannst natürlich gerne auch mir über das Kontaktformular schreiben und ich schaue, wie ich dir eventuell helfen kann.
- Solltest du dauernd rumquaken und mit allem unzufrieden sein, dann halt die Klappe und tue was dagegen. Nur so wird das Leben auch irgendwann mal wieder lebenswert. Meckern alleine bringt dich nicht weiter und schadet ihr auf langer Sicht nur, weil du höchstwahrscheinlich alleine da stehen wirst, ohne wieder glücklich zu sein. Ihr könnt euch nur selber glücklich machen!